Richtig Heizen und Lüften. Probleme mit Feuchten Wänden und Schimmelpilzbildung in Wohnräumen sind derzeit häufige Streitthemen zwischen Mieter und Vermieter. Grund dafür bildet nicht immer eine schlechte und durch aufsteigende Feuchtigkeit nasse Bausubstanz sondern oftmals falsches und unüberlegtes Lüften sowie unzureichendes Heizen. Infolge des Austausches der alten Fenster gegen neue dichte Thermofenster, wird die selbsttätige durch Zugluft entstehende Zwangslüftung unterbunden.
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Hiermit kommt der Frage der Raumlüftung eine völlig neue Bedeutung zu. Bei den neuen Fenstern lüftet man nicht nur um z.B. Gerüche loszuwerden; vielmehr muss man in erster Linie lüften , um die im Raum entstandene Feuchtigkeit rasch abzuführen. Das widerspricht der propagierten Absicht, Energie einzusparen keineswegs. Im Gegenteil. Unterlassene bzw. nicht ausreichende Lüftung führt nämlich dazu, dass insbesondere in der kalten Jahreszeit, die feucht warme Raumluft bei ihrem natürlichen Bestreben von warm nach kalt zu wandern, in der nach außen im kälter werdenden Wand stetig abkühlt.
Dabei unterschreitet sie > ihren Taupunkt <, sie kondensiert innerhalb der Wand. Schimmelbildung auf der Wandinnenseite ist für jeden sichtbare Folge. Nachfolgend ein paar Hinweise und Tipps , wie der Wohnungsnutzer aktiv durch einüberlegtes Wohnverhalten in Bezug auf Heizen und Lüften mithelfen kann, Feuchtigkeit und Schimmelpilzbildung in seinen Wohnräumen zu unterbinden.
Es muss in allen Räumen einer Wohnung genügend geheizt werden, damit die Innenoberfläche von Außenbauteilen ständig warm genug gehalten werden. Die Nachtabsenkung der Heizungsanlage sollte nicht zu drastisch ausfallen, weil ein rasches Hochheizen den Einspareffekt zunichte macht. Besonders schädlich ist es, wenn unbeheizte Räume zeitweise von anderen Räumen aus „überschlagen“, d.h. mitbeheizt werden und warme, feuchte Luft auf kalte Innenoberflächen unbeheizter Räume trifft.
Wer nachts gerne bei offenem Fenster schläft, sollte daher die immer Schlafzimmertür geschlossen halten.
Damit Zugluft entsteht und der Austausch warmer und feuchter Raumluft gegen kalte und trockene Außenluft erfolgt, genügt bei weit geöffneten Fenstern ein stoßweises Lüften von 5-10 Minuten.
Während des Lüftens sollen die Heizkörperventile geschlossen sein. Anzeichen für zu hohe Luftfeuchtigkeit in einem Raum sind z.B. anlaufende Gläser, Spiegel, Fensterscheiben und –rahmen, Glasbausteine und Fliesen. auch am veränderten Glanz von Tapeten- und Wandoberflächen oder am Geruch der Luft lässt sich zu hohe Luftfeuchtigkeit erkennen. Auf jeden Fall sollte morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen gründlich gelüftet werden. Bei kurzzeitigem Lüften verlieren die raumumschließenden
Bauteile übrigens nur sehr wenig von ihrer gespeicherten Wärme. Werden dagegen in der kalten Jahreszeit Fenster ständig in Kippstellung gehalten, kühlen die raumumschließenden Bauteile stark ab. In solchen dauerbelüfteten Räumen können Feuchtigkeitsschäden auch an den Oberflächen von Innenwänden auftreten.
Richtiges Lüften ist also eine Frage der Dosierung der Frischluftzufuhr.
Möbel, Bilder und Vorhänge an den Außenwänden behindern den Wärmeübergang von der Raumluft an die Außenwand. Reichen die Stellflächen an den Innenwänden von Räumen nicht aus, dann sollten die Möbel mindestens 10 cm von der Außenwand und den Wandecken abgerückt werden (Möbel im Sockelbereich – Belüftungsöffnungen erforderlich), damit warme Raumluft die Außenwand umstreichen kann. Direkt an Außenwände gerückte Möbel wirken wie eine Innendämmung ohne Dampfsperre und führen sehr häufig zu Feuchtigkeitsschäden.
Bitte beachten Sie, dass die Wärmeabgabe bei Heizkörper größtenteils in der Ansichtsfläche erfolgt. Heizkörperverkleidungen vermindern die Wärmeabgabe an den Raum um bis zu 35 %. Vor dem Heizkörper angebrachte Vorhänge (Store und Seitenteile) können, je nach Dichte, eine ähnliche schlechte Wärmeabgabe bewirken.
Die Heizkosten für Ihre Wohnung berechnen sich unter anderem auch von der Wärme-abgabe des Heizkörpers; d.h. bei verkleideten Heizkörpern bezahlen Sie die gesamte Wärmeabgabe, obwohl ein Teil davon nicht zur Erwärmung des Raumes genutzt werden kann.
Wo Wände feucht werden, setzt sich vermehrt Staub ab (daher die dunkle Färbung feuchter Stellen) In Verbindung mit Feuchtigkeit bildet Staub einen idealen Nährboden für Schimmelpilze. Daher sollte auch hinter den Möbeln an Außenwänden Staub regelmäßig entfernt werden.
Abschließend sei bemerkt, dass auch die beste Wärmedämmung Feuchtigkeitsschäden nichtausschließt, wenn nicht richtig geheizt und gelüftet wird.
Verstärktes Heizen und Lüften am Beginn der Heizperiode. Hiezu ist folgende Vorgangs-Weise notwendig:
Am wirksamsten und schnellsten wird die Wohnung ausgetrocknet, wenn dieser Vorgang bei kühlem und trockenem Wetter erfolgt (kalte Luft enthält nur geringe Feuchtigkeit und kann, wenn sie aufgeheizt wird, große Feuchtigkeitsmengen aufnehmen).
Diese Vorgänge sind täglich 3 bis 4 Mal durchzuführen. Die Dauer der Austrocknung richtet sichnach dem Feuchtigkeitszustand der Wohnung. Ein Erfolg kann jedoch erst frühestens nach 2 Wochen sichtbar werden.
Reichliche Lüftung im Sommer ist die wirksamste und billigste Form, um die Wohnung zu entfeuchten (kein Energieaufwand!). Häufig Durchzug herstellen und Fenster langzeitig in Kippstellung belassen. Die Austrocknung der Wohnung wird beschleunigt, wenn während des Entfeuchtens zusätzlich folgende Empfehlungen eingehalten werden:
In Zeiten, in den in der Wohnung ein hoher Feuchtigkeitsanfall gegeben ist (Kochen, Baden, Waschen und dgl.), soll unmittelbar danach, am besten aber gleichzeitig, gelüftet werden.
Nach Austrocknen der Wand können Stockflecken und Schimmelpilze abgebürstet werden, sofern die Feuchtigkeit nicht zu weit in die Putzschicht eingedrungen ist. Danach sollte die Wand mit einem pilztötenden Mittel gestrichen werden. Diese Behandlung muss im Abstand einiger Jahre wiederholt werden.
Salmiak- oder Chlorverdünnungen helfen oft auch im fortgeschrittenen Stadium des Pilzbefalls. Die Gebrauchsanweisung dieser Mittel ist sorgfältig zu beachten. Stärkere Mittel (zB Sprühmittel auf Chlorbleichlauge-Basis) sind wegen möglicher Gesundheitsgefährdung nur durch Fachleute anzuwenden. Als Alternative können Sie 5%ige Essigessenz oder Sodalösung einsetzen.
Zur Erreichung eines behaglichen Wohnklimas in den Wohnungen macht sich ein ausgewogenes Zusammenspiel von ausreichendem Heizen und konsequentem Lüften unbedingt erforderlich!